„Kurze“ Läufe mit knapp 15 KM und 900 HM liegen mir ja normalerweise nicht so sehr. Am Vorabend des Walser Ultratrail lief bei mir der Widderstein-Trail allerdings prima. Nach eher zurückhaltendem Aufstieg, hab ich mich beim Downhill von der Strecke zu einigem Tempo hinreißen lassen. Beim Start des Ultratrail war ich daher froh, dass ich das übermütige Präludium vom Vorabend nicht zu arg spürte. Und das war in der Tat gut so, denn ich sollte meine Kraft und Ausdauer auf der Strecke des Ultratrail noch brauchen!

Gleich nach dem Start in Riezlern führte der Trail über herrliche Wanderwege und verwandelte sich bald in einen steilen, engen Pfad in Richtung des Hohen Ifen. Spätestens am Gottesacker-Plateau war mir der „Challenge“ beim „Walser Trail Challenge“ klar: Dieser Trail ist technisch anspruchsvoll und wird noch ziemlich anstrengend. Neben Kraft und Ausdauer verlangt er Erfahrung im alpinen Gelände und vor allem Trittsicherheit. Schwierige und zwischendurch sogar seilversicherte Passagen in Kombination mit nassen und matschigen Verhältnissen schränkten meine Geschwindigkeit beim Auf- und Abstieg merklich ein. Erschwerend kam hinzu, dass ich bereits beim ersten Downhill die Anzeichen eines Wadenkrampfes spürte.

Ein Energy-Gel und zwei Saltsticks retteten mich zwar vor einem vorzeitigen Ausstieg aus dem Rennen, ich musste aber meine Ambitionen bezüglich guter Platzierung ebenfalls aufgeben. Zum Trost konnte ich mich aber bis zur ersten Versorgungsstation wieder ganz gut erholen. Beim Aufstieg zum Walmendinger Horn lernte ich Martina und Ulf kennen, mit denen ich einen großen Teil der weiteren Strecke verbrachte. Irgendwann nach der Versorgungsstation in Baad stellte sich bei mir das Denken ab und es ging im Ultra-Modus hinauf und hinab dahin.

Ab der Mindelheimer Hütte kam endlich die Sonne hervor und der Trail konnte nun endlich die Schönheit des Kleinwalsertals zeigen. Zugleich hatte der Trail jedoch etwas Saddistisches: Denn wirklich jede Gelegenheit wurde genutzt, um die Strecke NOCHMALS etwas weiter – meist ziemlich anspruchsvoll – bergauf führen zu lassen. Nach mehr als 12 Stunden konnte ich den letzten Höhenpunkt an der Kanzelwand erreichen und stürzte mich freudig in den finalen Downhill.

Auf dem Weg nach Riezlern rockte es bei mir plötzlich wieder so richtig und im Ziel wäre ich sogar gerne weitergelaufen. Nach 12 Stunden und 52 Minuten ging dieser geniale Ultratrail für mich ganz nach dem Motto „Aufhören, wenn es am Schönsten ist“ zu Ende. Die knapp 68 KM und fast 4.300 HM waren ein echter Hammer: Schön und hart, wie kein anderer Lauf dieser Kategorie, an dem ich bislang teilgenommen hatte.

Vielen Dank an die tolle Organisation und die sehr freundlichen Gastgeber im Kleinwalsertal!

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