In diesem Winter sind Michi und ich kaum zu gemeinsamen Skitouren gekommen. Die Touren, die wir allerdings gemacht haben, waren großartige Unternehmungen! Aufgrund der nicht perfekten Wettersituation am Alpenhauptkamm haben wir kurzfristig umdisponiert und sind nach Canazei gefahren, wo wir gegen 2 Uhr nachts ankamen.

Nach einer kurzen Nacht im Bus starteten wir die Tour um 7 Uhr. Nach etwa 1 Stunde und 30 Minuten waren wir am Einstieg der Nordwand. Wir fanden optimale Schneebedingungen vor, aber die Wand zeigte sich völlig anders als auf dem Foto des Routenführers. Das Bild im Führer war zwar schon einige Jahre alt, aber die vielen Felsen in der Wand irritierten uns doch ziemlich. Schließlich beschlossen wir einfach die direkte Linie hinaufzusteigen.

Nach etwa 250 Metern in der Wand kamen wir ins Zweifeln. Denn über uns war ein gewaltiger Felsriegel, der uns schwierig zu überwinden erschien. Als Alternative bot sich uns eine steile, lange Querung nach links auf den Grat, der jedoch ebenfalls einen Felsaufschwung aufwies. Nach etwas hin und her entschieden wir uns wieder hinabzusteigen und einer Steigspur zu folgen, die deutlich weiter rechts durch die Wand verlief.

Diese Steigspur war schon einige Tage alt und wir mussten weitgehend selbst Spuren. Aufgrund der idealen Schneebedingungen und keinerlei Eis kamen wir sehr flott voran. Kurz vor dem Ausstieg aus der Wand wartete eine Querung mit einer schwierigeren Stelle. Wir mussten über einen eingeschneiten Fels steigen, auf dessen oberflächlicher Schneeauflage unsere Steigeisen und Pickel nach Halt suchten. Dies war unangenehm, aber unvermeidlich. Nach etwa 100 weiteren Höhenmetern waren wir gegen 12.30 Uhr auf dem Gipfel.

Die anschließende Abfahrt mit Ski war skitechnisch kein Hochgenuss, aber wir konnten direkt bis zum Auto beim Staudamm fahren. Wir waren alles in allem sehr froh, dass wir uns im ersten Versuch schnell für den Rückzug entschieden hatten und es uns dadurch im zweiten Anlauf noch zeitlich möglich war die Wand zu durchsteigen.