Diesmal stimmte die Vorbereitung des Laufs zum ersten Mal (fast) perfekt. Die Ausrüstung war am Vortag gepackt und die Anreise verlief stressfrei. Einzig die Wetteraussichten waren nicht ideal. Es regnete die ganze Nacht und die Temperaturen fielen. Beim Start wurde bekannt gegeben, dass die Strecke aufgrund der extremen Bedingungen vermutlich gekürzt werden muss. Doch dies störte mich angesichts der Vorstellung, die kommenden 16 Stunden der Nässe und Kälte ausgesetzt zu sein, nicht wirklich.

Ich wollte den 100er ohne große Ambitionen durchziehen und mit einem glücklichen Lächeln ins Ziel laufen. In den Wochen zuvor hatte ich mich dafür körperlich und mental gut vorbereitet: Ich hatte diesen Sommer bereits viele Höhen- und Kilometer in den Beinen, mich in einigen Hörbüchern mit den Erfahrungen von Ultra-Veteranen befasst und die bisherigen Marathon-Testläufe hatten mir Lektionen in Demut erteilt.

Der Ultratrail begann für mich dann relativ gemütlich, da ich mich beim Startschuss so ziemlich in letzter Reihe befand und etwa 600 Teilnehmer vor mir lagen. Bis zur ersten Versorgungsstation konnte ich in relativ gemütlichen Tempo in das Mittelfeld vordringen. Am Scharnitzjoch konnte ich nochmals unzählige Teilnehmer überholne, die dort mit Schnee und Matsch zu kämpfen hatten. Den längeren, vergleichsweise flachen Abschnitt bis zur Partnachklamm kam ich ebenfalls gut voran. Lediglich beim Aufstieg zum Längenfelder hatte ich ein kurzes Tief.

Dass der Wegfall der Schleife über die Bergstation der Alpspitze, die Strecke auf cirka 92 Kilometer und 4.600 Höhenmeter verkürzte, kam mir zu diesem Zeitpunkt ganz gelegen. Ich freute mich schon auf den Downhill nach Grainau, da schnelle Abstiege mittlerweile zu meinen Stärken bei Ultratrails gehören. Nach 13 Stunden und 38 Minuten erreichte ich ohne körperliche Zicken und mit einem Lächeln das Ziel.

Die Versorgung mit Wasser und Energie konnte ich mir bei diesem Lauf wirklich gut einteilen und im Ziel hätte ich gut weiter laufen können. Insgesamt bestärkte mich diese Erfahrung in der Einsicht, dass es für mich „Je länger, desto besser“ heißt. Mehr als Marathon ist meine Distanz. Im Ziel warteten bereits Sonja, Marco und Jan, die den Supertrail gelaufen waren. Ich freute mich sehr über ihren Empfang und gratulierte ihnen herzlich zum Finish ihres ersten Ultra.

 

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